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Wasserstoff, der Traumbrennstoff


  • Köln

Offener Brief von Sir Jim Ratcliffe

Vor 1800 war es keine Seltenheit, dass die Themse zwei Monate lang zufror. Die vier höchsten Temperaturen, die je auf der Erde gemessen wurden, sind alle seit 2015 aufgetreten. Kinder, die heute in der Nähe des Lake Tahoe geboren werden, werden dort wahrscheinlich nie Ski fahren, und das berühmte holländische Schlittschuhrennen entlang der traditionellen Grachten über 200 Kilometer und durch elf Städte wurde zuletzt 1997 ausgetragen.

Auch wenn Donald Trump versuchte zu behaupten, es handele sich um Fake News, wird die globale Erwärmung fortdauern und ist inzwischen weithin als eine der größten Bedrohungen für den Planeten anerkannt. Die Ursache liegt auf der Hand. Wir verbrennen fossile Brennstoffe (Kohle, Gas und Öl), um Energie zu erzeugen, die für unseren modernen Lebensstil unverzichtbar ist, und das Nebenprodukt ist CO2, das in unsere Atmosphäre aufsteigt und dort wie eine flauschige Decke liegt, die die Wärme einschließt. Es steht außer Frage, dass wir den CO2-Fußabdruck der Erde verringern müssen, sonst wird sie sich weiter überhitzen.

Wasserstoff ist der Traumbrennstoff. Sie können damit Ihr Haus heizen. Sie können Ihr Auto damit fahren. Wenn man ihn verbrennt, entsteht nur Energie, und das einzige Nebenprodukt ist Wasser. Damit können wir alle leben.

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Und was noch besser ist: Wasserstoff kann allein aus Wasser und grünem Strom aus Windrädern, Wasserkraftwerken und Solarzellen gewonnen werden. Von der Wiege bis zur Bahre und kohlenstofffrei. Einfach ausgedrückt: Die Wassermoleküle werden in einer elektrischen Zelle (einem so genannten Elektrolyseur) einer hohen Stromstärke ausgesetzt, und der Wasserstoffanteil spaltet sich vom Sauerstoff ab. Der Sauerstoff kann unbedenklich freigesetzt oder aufgefangen und verkauft werden, und es bleibt der perfekte Brennstoff übrig: Wasserstoff. Dieser wird auch als „grüner Wasserstoff“ bezeichnet, da er kohlenstofffrei ist.

Es gibt eine alternative Methode zur Herstellung von Wasserstoff, die billiger und sehr gut erforscht ist, bei der jedoch CO2 als Nebenprodukt anfällt. Dieses Verfahren beginnt mit Erdgas und setzt den wertvollen Wasserstoff frei, doch das dabei entstehende CO2 muss aufgefangen und wieder ins Gasfeld eingebracht werden, aus dem das Erdgas stammt, damit es nicht in die Atmosphäre entweichen kann. Die Abscheidung und Wiedereinleitung von Kohlendioxid ist eine noch junge Technologie, die heute noch nicht in großem Maßstab praktiziert wird. Sie scheint jedoch machbar zu sein, und die Ergebnisse unserer derzeitigen Arbeit sind vielversprechend.

Die meisten Menschen sind heute mit dem Elektroauto vertraut. Die Gesetzgebung geht in den städtischen Zentren in diese Richtung. Es gibt keine Abgase, also keinen Kohlenstoff, und die Fahrzeuge werden immer erschwinglicher. Bei längeren Fahrten wird jedoch die lange Ladezeit zu einem Problem, ebenso wie die oft falsch angegebene Reichweite, die sehr limitierend sein kann.

Bei Schwertransporten gibt es ein größeres Problem. Wenn ein großer Lkw elektrifiziert ist, muss er etwa sieben Tonnen Batterie transportieren und kann es sich nicht leisten aufzuladen, also wird das nie funktionieren. Gleiches gilt für Busse. Wasserstoff bietet eine attraktive Alternative.

Erstens hat ein Wasserstoffmotor (auch als Brennstoffzelle bekannt) die gleiche Größe wie ein normaler Motor und zweitens ist die Zeit zum Auftanken die gleiche wie bei einem normalen Motor. Also kein Warten und keine Reichweitenprobleme. Im Haushalt könnte ein Gasboiler durch einen Wasserstoffboiler ersetzt werden. Man würde es kaum merken.

Was ist also nötig, damit die Wasserstoffwirtschaft funktioniert? Damit sie praktisch und effektiv ist.

Drei Dinge. Erstens: Sie benötigt die Motoren/Boiler. Zweitens braucht sie eine Industrie, die den Wasserstoff herstellt, und drittens eine Wasserstoffinfrastruktur in Form von Tankstellen und unterirdischen Pipelines, wie wir sie für Erdgas haben.

Hyundai, BMW, Mercedes usw. haben viele Vorführ-Wasserstoffmotoren, die fröhlich herumfahren. Wir werden nächstes Jahr einen INEOS Grenadier mit Wasserstoffantrieb testen (neben einer elektrischen Version). Dieser Teil des Puzzles ist am weitesten fortgeschritten. Die Infrastruktur, die eindeutig von entscheidender Bedeutung ist, muss von der Regierung durch Gesetze und Investitionen gefördert werden. Die deutsche Regierung ist mit der Bereitstellung von neun Milliarden Euro und der Inbetriebnahme von mehr als 200 Tankstellen weit voraus. Die britische Regierung muss erst noch in die Gänge kommen, wird dies aber hoffentlich bald tun. Im Vereinigten Königreich gibt es derzeit nur eine Handvoll Wasserstofftankstellen.

Schließlich muss die Industrie in Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff investieren. INEOS ist Europas größter Betreiber des Elektrolyseverfahrens. Wir haben uns verpflichtet, in den nächsten zehn Jahren zwei Milliarden Euro zu investieren, um die dringend benötigten Kapazitäten für grünen Wasserstoff aufzubauen.

Die Welt hat sich verpflichtet, ihre Kohlenstoffemissionen massiv zu reduzieren, und Wasserstoff wird zweifellos eine große Rolle bei der Erreichung dieses Ziels spielen.

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